Es fing alles mit einer kleinen unscheinbaren Mail an. Aber es änderte all meine Pläne für den ersten Tag auf der SXSW 2016. Diese SXSW soll meine dritte werden. So langsam bekommt Mann ja eine Routine wie alles vor sich geht. Trotzdem irritierend, wenn die Registrierung plötzlich an einer anderen Stelle ist, alles ein wenig verschoben und nicht mehr am Platz, wo ich es aus den letzten beiden Jahren gewohnt war. Trotzdem bestens vorbereitet auf den ersten Tag: fast gar nicht. Denn eigentlich ist das das Wichtigste. Es kommt darauf an, die Welle zu finden, auf der man dann weiter mit schwimmen will. Bloß nicht vorher festlegen. SXSW hat Twitter und Meerkat genauso wie Pinterest groß gemacht. VR war ein Megatrend. Intelligente Kleidung, Selfanayltics und und und. Hätte man vorher gesagt: Ich gehe nur auf Marketing oder Content Panels, hätte man all das verpasst. Deshalb geht es hier wirklich darum, den Vibe zu finden. Aber dann kam folgende Mail:
Gut, ich wurde also mit 1999 anderen aus insgesamt 15.000 Bewerbern ausgewählt und durfte zum Talk mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten, Barack Obama. Eigentlich ist das eh schon der Wahnsinn. Welche Konferenz hat schon den amerikanischen Präsidenten als Keynote Speaker? Zum Glück habe ich die Mail doch auch als guter Deutscher bis zum Ende inklusive Kleingedrucktem gelesen. Da stand dann auch: No backpacks, no professional cameras, no umbrellas, etc. Also habe ich mir meine Jackentaschen gefüllt mit meiner 360Grad Kamera, der Gopro und einem Akkupack in der Hoffnung, dass diese keine professionellen Geräte sind 😉
Nun ist mein Hotel ca. 2,5 Meilen von der SXSW entfernt und ich habe mir vorgenommen, wenigstens morgens zu Fuß zu gehen, um die Kalorien der Burger und Süßigkeiten wieder loszuwerden. Also machte ich mich um 8:30 auf den Weg, um mein Ticket abzuholen, denn ohne das kam man ja nicht rein. Das war auch gar kein Problem, da sind die Amerikaner ja zum Glück gut organisiert. Keine Schlange, Badge eingescannt, grüner Haken und Ticket in der Hand. Um 10:30 Uhr stand ich also in der Schlange. Vor mir ca. 50 andere mit Rucksäcken, Regenschirmen und Kameras 😉
Aber SXSW wäre nicht SXSW wenn es dafür keine Lösungen gäbe. Man tut sich einfach zusammen. Irgendeiner hat ein Auto in der Nähe und alle bringen Ihre Rucksäcke hinein oder finden gemeinsame Verstecke für ihre Schirme. Trotzdem hieß es nun 2 Stunden doof rumstehen. Irgendwann kannte man auch alle um sich rum und es wurde langweilig bis dann um 11:30 Uhr endlich die Türen aufgingen. „Please hold your badge and your ticket in front of you“ – machen wir doch alle. Kennt man ja hier auch langsam. Schnell noch durch die Sicherheitskontrolle, bei der die verbliebenen Rucksäcke und Jacken durchsucht wurden, alles ganz easy mit netten Secret Service Menschen. Hatten auch bei mir nichts zu beanstanden.
Kurz danach auf dem Platz nach der Aufklärung, dass es ein striktes Kamera und Filmverbot gibt. Ok, also kein Bild von Obama und mir? Mist. Aber erstmal hieß es noch weitere 1,5 Stunden warten bis alle drin waren. Dann begann es mit einer Keynote von Kacey Gerald, dem Gründer von http://mbaxamerica.com/ Was für ein Wahnsinnsmensch. Sehr sympathisch erzählte er von seinem Weg, von den Momenten, an denen er aufhörte zu glauben und was Glauben bedeutet. Und der erkannte, dass er dem eigenen Unternehmen eigentlich im Wege steht und wegtreten muss, um dem Traum, den er damit hatte, eine Chance geben zu können. Also löste er es einfach auf und gab es den Menschen zurück. Das Ganze gibt es in einer etwas kürzeren Form auf TED
Dann hieß es wieder warten. Kurzer Bühnenumbau, da Obama doch repräsentativere Sessel bekommen sollte. 😉 Aber nach 45 Minuten stand er plötzlich einfach da. Locker, lässig und ganz selbstverständlich. Das ganze Gespräch wurde geführt vom Editor des Texas Tribune Evan Smith. Man könnte meinen, eben der hätte einen Stock im A … gehabt. Jedenfalls im Vergleich zu Obama. Dieser Mann sitzt dort mit einer Selbstironie, einer lockeren Art und einer Ausstrahlung, bei der man sagen möchte: Man tu Dir das mit dem Präsidentenamt nicht an und bleib lieber wie Du bist. Was aber faszinierend war, war noch einmal klar zu machen, dass schließlich er es war, der als erster Socialmedia für seinen Wahlkampf nutzte und das er nie sagte: „Yes I can“ sondern „Yes we can“ und das es für ihn wichtig ist, das sich das Volk die Demokratie wieder nimmt und mit daran arbeitet mit all den Möglichkeiten, die uns die moderne Technologie heute gibt. Denn es kann nicht sein, dass es einfacher ist eine Pizza Online zu bestellen, als aktiv an der Demokratie teilzunehmen. Wie so ein amerikanischer Präsident dann auch ist, lässt er sich auch nicht vorschreiben, wann der Talk zu Ende ist. Oder wie sagte er es selber? I am the President, so I will say when we’re done.
Nach 6,5 Stunden war es dann auch vorbei und die SXSW konnte für mich mit einem positiven Gefühl beginnen. „Yes we can!“ Ab in weitere 5 Tage für mich. Direkt von Obama zu FacebookIQ. Das ist es, was SXSW ausmacht. Die Leiterin von FacebookIQ Ann Mack erzählte von den Erkenntnissen, die sie mit FacebookIQ mittlerweile gewinnen konnten. Wie z.B. das Mütter morgens um 5 stillen und dabei eine Hand für Ihr Mobile Device frei haben. Es wird in Zukunft immer mehr darum gehen, die Menschen am richtigen Ort zur richtigen Zeit in der richtigen Stimmung individuell in Masse abzuholen. Dafür liefert FacebookIQ erstmals die Möglichkeit.
Eine andere Sache, die die SXSW ausmacht, sind die Partys. Die gibt es zu jeder Zeit an jeder Ecke und bieten die Möglichkeit des größten Networkings, das man haben kann. Hier knüpft man die Kontakte, die in der Zukunft wichtig sein werden. Kontakte, die länger halten als nur einen Abend. Menschen, die man wieder sieht, mit denen man sich weiter austauschen wird und mit denen man in Zukunft auch Geschäfte machen wird. Aber das ist das, worauf man hier nicht aus sein sollte. Direkte Geschäfte machen. Hier passiert nur das, was dafür in Zukunft wichtig ist. Allerdings sind auch nicht alle Partys großartig, manche gleichen auch einem Dorfdisco-Event. Dieses Mal war das leider bei der Interactive Opening Party der Fall. Der DJ sah aus, wie einer von Milli Vanilli und die Musik ging auch stark in die Richtung.
Dafür war nebenan Amazon mit einem riesigen Mr . Robot Gelände, auf dem sie das Riesenrad und die Gebäude aus der Serie nachgebaut hatten. Und wie man das dann so macht, um Leads zu generieren, kann man sich dort fotografieren lassen, wenn man die Emailadresse hinterlässt 😉
Trotzdem viele Menschen kennen gelernt und den ersten Abend dann auch relativ früh beendet, mit der Feststellung, das Autos parken in Austin gefährlich ist, wenn man nicht viel, viel Geld für die Parkgebühren bezahlt. Das sind hier meistens zwischen 10 und 80$ pro Tag, je nachdem wie groß die Nachfrage gerade ist. Vergisst man für die letzte Stunden noch mal neu zu bezahlen, muss man damit rechnen, weit außerhalb Austins sein Auto wieder abholen zu können gegen Zahlung von 200$. So trennten sich dann an dem Abend unsere Wege und ich fuhr mit einem Uber nach Hause, in dem ich noch Bekanntschaft mit einem betrunkenen Pärchen aus der Nachbarschaft meines Hotels machen durfte, während Gerhard mit einem Lyft die Fahrt zum Abschleppdienst antrat.